Samstag, 9. April 2011

Der Zweite Weltkrieg, Teil 4/5: Der europäische Kriegsschauplatz 1941-1944

Von Stefan Sasse

Deutsche Soldaten während Operation "Taifun", Oktober 1941
Der Vormarsch der deutschen Armee auf Moskau ("Operation Taifun") war im Schlamm und Matsch des russischen Herbstes stecken geblieben. Die Periode hatte sich ungewöhnlich lange hingezogen, man war mit den Zeitplänen bereits zwei Wochen in Verzug. Das Zeitfenster für eine Zerschlagung der restlichen Verbände der Roten Armee (rund 800.000 Mann), die Stalin hastig vor Moskau zusammengezogen hatte, wurde immer enger. Ende November konnten erste deutsche Vorauskommandos die Türme des Kremls durch ihre Ferngläser ausmachen, rund 40km entfernt. Näher sollte die Wehrmacht Moskau nie kommen. Von der Wehrmachtsführung unbemerkt hatte Stalin den Herbst über bereits Divisionen aus Sibirien nach Westen verlegen lassen. Diese Divisionen waren dort für den Fall eines Angriffs des mit Deutschland verbündeten Japan stationiert, mit dem Russland ebenfalls einen Nichtangriffspakt geschlossen hatte. Die Japaner aber hatten beschlossen, diesen zu halten. Die Nachricht hiervon gelangte durch den berühmten deutschen Spion Richard Sorge, der für die deutsche Botschaft in Tokio arbeitete und Kommunist war, zu Stalin und erlaubte es ihm, diese für den Winterkampf ausgerüsteten frischen Truppen einzusetzen. Am 5. Dezember traf die unerwartete Gegenoffensive der Roten Armee die steckengebliebenen deutschen Truppen mit voller Wucht und trieb sie mehrere Kilometer zurück, die Gefahr für Moskau damit beseitigend. Zumindest 1941 würde die Sowjetunion nicht fallen; der deutsche Plan, sie in einem "Super-Blitzkrieg" niederzuwerfen, war gescheitert.

Am 7. Dezember griff Japan den amerikanischen Marinestützpunkt Pearl Harbor an. Die USA hatten trotz deutlicher Sympathien für Großbritannien bisher keinen Kriegseintritt vorgenommen; die Mehrheit der US-Bevölkerung und des Senats war isolationistisch. Präsident Roosevelt unterstützte Großbritannien zwar materiell und gab mit der Navy sogar Begleitschutz für nach Großbritannien transportierte Kriegsgüter, was eine starke Provokation für das deutsche Reich war. Bisher aber hatte Deutschland alles vermieden, was die Amerikaner provozieren könnte und deren Neutralitätsverletzungen lieber hingenommen, statt in den Krieg einzutreten. Selbst die "shoot-on-sight-order" (Sichtschussbefehl) Roosevelts, der die Navy zum Beschuss deutscher U-Boote verpflichtete, hatte bisher keinen Kriegseintritt nach sich gezogen. Umso unverständlicher ist es, dass Hitler nach einer einsamen Entscheidung am 12. Dezember den USA plötzlich und ohne Not den Krieg erklärte.

US-Soldaten bei der Operation "Torch" 1942
Diese Kriegserklärung Hitlers an die USA gehört zu den großen Mysterien um seine Person. Einen rationalen Grund gibt es für sie nicht. Nachdem man bisher jede Provokation der USA klugerweise unbeantwortet gelassen hatte, um sie aus dem Krieg fernzuhalten, war der Krieg mit Japan für Deutschland eigentlich ideal: die Amerikaner würden durch ihn dauerhaft im Pazifik engagiert sein und weniger für die Briten übrig haben. Deutschland hatte keine Möglichkeit, die USA zu erreichen, die Amerikaner dagegen konnten England als "Flugzeugträger in der Nordsee" und Operationsbasis in Europa nutzen. Vielleicht hoffte Hitler darauf, den europäischen Krieg zu entscheiden, bevor der Kriegseintritt der USA eine Wirkung hatte, analog zu den Überlegungen aus dem Ersten Weltkrieg. Ganz aus der Luft gegriffen war das nicht; die amerikanische Armee war schwächer als die Portugals und bis 1942/43 kaum ein Faktor. Trotzdem macht die Kriegserklärung kaum Sinn, da ein Schlag gegen die USA keinen echten Gewinn zu bringen vermochte. Die einzige offensive Operation gegen Amerika war das Unternehmen "Paukenschlag", bei dem U-Boote vor der Ostküste der Vereinigten Staaten einige Schiffe versenkten - irrelevante und verlustreiche Einzelschläge. Bereits 1942 sollte sich die Präsenz der Vereinigten Staaten direkt bemerkbar machen.

Das neue Jahr begann mit einer Serie von Offensiven der Roten Armee gegen die vor Moskau liegenden Spitzen der Wehrmacht. Deren ausgeweitete Versorgungslinien und Versorgungsengpässe hatten zuvor bereits das Scheitern von "Taifun" bedingt; nun hatten sie sich eingegraben und versuchten sich der harten Schläge der russischen Truppen zu erwehren. Die Generäle beknieten Hitler, die Linien zu verkürzen und einen strategischen Rückzug einzuleiten, um nicht aufgerieben zu werden. Doch Hitler bestand auf dem Haltebefehl. Kein Fußbreit Boden sollte preisgegeben werden. Dahinter stand die reale Befürchtung, dass ein Rückzug sich in eine Panik und einen russischen Durchbruch verwandeln konnte. Wie viel von diesem militärischen Kalkül allerdings in Hitlers Überlegung einfloss ist schwer zu sagen; allzu rational war sein Befehl nach militärischem Wissen jedenfalls nicht. Umso schwerwiegender war, dass er Erfolg hatte. Die Verluste beider Armeen in diesem winter 1941/42 waren mörderisch, aber die deutsche Front hielt bei leichten Geländeverlusten stand. In den Augen Hitlers war die Wehrmachtsführung damit endgültig diskreditiert, und er sollte ihrem Urteil immer weniger Gehör schenken und die Legenden über seine eigene Unfehlbarkeit nur allzuschnell glauben. Er bewahrte sich auch durch den Krieg hindurch die Überzeugung, dass das Halten von Stellungen um jeden Preis die richtige Strategie sei - besonders beim Vormarsch der Roten Armee 1944, aber auch schon in Stalingrad, würde sich diese "Taktik" verheerend auswirken.

Soldaten beim Vormarsch auf Stalingrad
Die deutschen Linien waren im Frühjahr um bis zu 60km nach Westen zurückgedrängt worden. Im Sommer sollte die nächste große Offensive stattfinden. Das Ziel lautete dieses Mal nicht, wie im Herbst 1941, Moskau. Stattdessen sollte der russische Süden getroffen werden. Don und Wolga bildeten die östliche Peripherie dieses riesigen Operationsraums; die Unterbrechung der dortigen russischen Nachschublinien war eines der beiden Hauptziele der Offensive. Das andere Ziel war das Erreichen des Kaukasus und die Eroberung der Ölfelder am Kaspischen Meer, besonders in Baku, die der Hauptlieferant des sowjetischen Öls waren und die Hitler für das Reich zu gewinnen hoffte. Diese Operation überspannte die deutschen Kräfte allerdings brachial: jedes einzelne dieser Ziele erforderte bereits großen Aufwand und wäre zwar schwierig, aber machbar gewesen. Beides gleichzeitig aber war eine deutliche Überlastung. Zu Beginn erreichte die Offensive große Erfolge; bis zum November 1942 hatten die deutschen Armeen den größten Teil der westlichen Don-Region erobert, Stalingrad an der Wolga erreicht und waren bis zum Kaukasus vorgestoßen, wo sie propagandawirksam das Hakenkreuz auf dem Elburus aufzogen. Allein, die Ölfelder, die sie erobern konnten waren von den abziehenden Russen zerstört worden, und die ertragreichen Felder bei Baku wurden nicht annähernd erreicht. Die 6. Armee verausgabte sich dafür in der Einnahme der fast völlig zerbombten Stadt Stalingrad, deren Traktorenwerke einen wichtigen Beitrag zur russichen Panzerproduktion leisteten.

Auf dem Atlantik fuhren die deutschen U-Boote erneut von den französischen Atlantikhäfen aus, um Großbritannien den Nachschub abzuschneiden. Sie profitierten dabei von einer großen Lücke in der Luftüberwachung der Konvois, die sich als sehr effektiv erwiesen hatte. In Gebieten, in denen die Konvois Luftschutz erhalten konnten, waren die Verluste an U-Booten signifikant höher als in Gebieten, in denen sie keinen hatten. Auf diese Gebiete konzentrierte sich entsprechend das "Jagdgebiet" der U-Boote, während die Alliierten fieberhaft daran arbeiteten, die Lücke durch neue Basen etwa auf Island und den Bau viermotoriger Seebomber zu schließen, was im Verlauf des Jahres 1943 auch gelang. Gleichzeitig arbeiteten sie am Ausbau des Sonar-Systems ASDIC, das die Jagd auf getauchte U-Boote erleichtern sollte. Der Kriegseintritt der USA erlaubte es der US Navy nun, auch offen die Konvois mit zu decken und ihre beträchtliche Tonnage sowie, vor allem, ihre riesigen Schiffsbaukapazitäten zur Vefügung zu stellen. Trotzdem war 1942 für England ein verlustreiches Jahr. Die Zeit der U-Boot-Asse war erkennbar vorbei. Männer wie Prien und Kretschman, die riesige Versenkungsziffern erreicht hatten und alleine operierten, waren 1941 versenkt worden. Stattdessen setzte sich unter den U-Boot-Fahrern die Rudeltaktik durch, bei der das U-Boot, das "Fühlung aufnahm", andere U-Boote herbeirief. Der Konvoi wurde dann aus mehreren Richtungen koordiniert angegriffen. Diese "Rudel" von U-Booten erzielten 1942 noch einmal riesige Versenkungszahlen und brachten England in die Nähe einer Versorgungskrise.

US-Landung bei Algier
Sie konnten jedoch nicht den beginnenden Transfer von Truppen aus den USA nach England verhindern. Langsam, aber sicher begannen sich dort große Vorräte anzustauen, die für den Tag X, die Invasion des Festlands, gedacht waren. 1942 allerdings war das noch Zukunftsmusik. Churchill fürchtete, dass eine solche Invasion noch nicht möglich war und überredete stattdessen die Amerikaner, in Nordafrika zu landen. Das allerdings schloss eine Invasion in Frankreich 1943 effektiv aus. Stattdessen fand eine örtlich begrenzte Invasion in Algerien statt, die "Operation Torch". Algerien gehörte zu Französisch-Nordafrika und war unter Kontrolle von Vichy-Frankreich, einem nominell neutralen Land. Alle Seiten waren gespannt, ob die Briten und Amerikaner tatsächlich auf die Franzosen schießen würden. Die Amerikaner hatten aber Kontakt zu einem französischen General aufgenommen, der große Teile der Armee überlaufen ließ. Nur örtlich begrenzt gab es Gefechte mit Vichy-Truppen. Der mangelnde Widerstand der Franzosen war für Hitler der Anlass den Vertrag mit Pétain zu brechen und auch Süd-Frankreich dauerhaft zu besetzen. Die alliierten Truppen marschierten daraufhin auf Tunesien. Entschieden allerdings wurde der Afrikafeldzug im ägyptisch-libyischen Grenzland.

Bis hierher hatte General Rommel, der Oberbefehlshaber des Deutschen Afrikakorps, die Briten bis Sommer 1942 zurückgetrieben. Obwohl er ursprünglich nur die Situation der Italiener in Libyen hatte stabilisieren sollen, lag nun eine Eroberung Kairos und damit ein Vorstoß auf den Suez-Kanal in greifbarer Nähe. Die Natur des freien und weitestgehend unbesiedelten nordafrikanischen Wüstenlands machte ausgreifende Operationen möglich. Mangels strategisch wichtiger Ziele versuchte man stets, den Gegner entscheidend zu schlagen. Dies fiel umso leichter, je weiter dieser von seinen Versorgungsbasen entfernt war. Je erfolgreicher eine Offensive also war, desto schlimmer musste der Gegenschlag ausfallen - bis irgendwann einem Beteiligten ein Fehler unterlief oder seine Armee schlicht als erste total erschöpft war. Im Herbst 1942 standen die deutschen Truppen kurz vor El Alamain in Äygypten, wo sich die britischen Streitkräfte unter dem Kommando Bernard Montgomerys eingegraben hatten. Der Angriff Rommels auf diese gut befestigte Stellung endete in einem totalen Desaster. Die Deutschen verloren mehr als doppelt so viele Soldaten wie die Briten, anderthalb mal so viele Panzer, Flugzeuge und Geschütze. Die 1942 stattfindenden Niederlagen der italienischen Marine gegen die Royal Navy und die Royal Air Force verschlimmerten die angespannte Lage für Rommels Nachschub noch weiter, so dass dieser ab November 1942 auf vollem Rückzug durch Libyen Richtung Tunesien war.

Deutscher Soldat in Stalingrad, 1942
Im Sommer 1942 indessen braute sich an der Ostfront etwas zusammen, das gerne plakativ als "Wendepunkt des Krieges" bezeichnet wird: die Schlacht um Stalingrad. Sie begann im August mit der Erringung der Luftherrschaft über der Stadt. Kontinuierlich bombadierte die Luftwaffe nun die Stadt, ihre Fabriken und Verteidigungsanlagen, bis sie in Schutt und Asche lag. Einen strategischen Wert hatte sie zu diesem Zeitpunkt kaum mehr, da keine Transporte mehr stattfinden konnten und die Produktion auf ein Minimum abgesenkt war. Eine Evakuierung der Zivilisten hatte Stalin verboten, weswegen die Luftangriffe furchtbare Verluste hervorrufen. Im September erreichten dann die ersten deutschen Truppen die Stadt und begannen sie in einem blutigen Häuserkampf einzunehmen. Im November waren 90% der Stadt erobert; westlich der Wolga hielten sich nur noch zwei winzige sowjetische Brückenköpfe, die nicht mehr versorgt wurden, weil Eis auf der Wolga sie unschiffbar machte. Die Sowjets erkannten jedoch, dass die deutschen Truppen am Ende ihrer Kräfte und auf die einbrechende Winterkälte erneut nur mangelhaft vorbereitet waren. Zu viele Truppen waren der 6. Armee für den Kampf im Süden entzogen worden, so dass die sowjetische Gegenoffensive die Deutschen mit voller Wucht traf. Im Verlauf des Winters 1942/43 schlossen die Sowjets einen Ring um die Stadt und eroberten immer mehr Teile zurück. Durchbruchversuche von außen scheiterten, den Ausbruch von Innen verbot Hitler, und das großmaulige Versprechen Görings, die Armee aus der Luft zu versorgen, war haltlos. Ohne Versorgung, Munition und reduziert auf zwei separate Kessel konnten die Truppen den Haltebefehl nur durchführen, um den ebenfalls vom Nachschub gefährlich entfernten Soldaten der Kaukasusoffensive den Abzug zu ermöglichen. Im Februar 1943 blieb den verbliebenen 96.000 Soldaten der 6. Armee (von ehemals über 600.000) nichts mehr als die Kapitulation.

Militärisch war die Schlacht um Stalingrad letztlich nicht entscheidend. Sie stellt keine Wendemarke im militärischen Verlauf des Krieges dar; noch im Sommer 1943 startete die Wehrmacht eine neuerliche Großoffensive. Auch scheiterte die russische Winteroffensive 1942 auf Smolensk. Stalingrad war allerdings ein wichtiger moralischer Punkt, denn zum ersten Mal hatte die Wehrmacht eine klare, eindeutige Niederlage mit Kapitulation einer gesamten Armee erlitten. Gefangene wurden überall in der Sowjetunion paradiert, um zu beweisen, dass auch die Wehrmacht nur ein Gegner war, den man schlagen konnte. Die Eroberungen des kurzen Sommers 1942 jedenfalls waren im März 1943 bereits wieder verlorengegangen. Zum Glück für die Deutschen war eine Einkesselung der dafür eingesetzten Truppen vermieden worden und hatte man für den Winter ordentliche Stellungen ausgebaut, in denen man die zweite sowjetische Winteroffensive abfangen konnte. Ein Sieg in Russland aber rückte in weite Ferne. Der Gegner war deutlich stärker als man gedacht hatte, und die hinter den Ural verlagerte russische Industrie erreichte mehr als das Doppelte des prognostizierten Wertes. Zusätzlich schickten die USA massenweise Hilfsgüter über Murmansk nach Russland und statteten so die sowjetische Armee aus.

U-Boot im Atlantik 1943
Eine Entscheidung ganz anderer Art fand im ersten Halbjahr 1943 im Atlantik statt. Im März 1943 versenkte die U-Boot-Waffe so viele Schiffe, dass man in Großbritannien bereits diskutierte, das Konvoisystem wieder abzuschaffen. Die Marine war ihren alliierten Gegnern bisher über weite Teile des Konflikts immer einen Schritt voraus gewesen, weil das ENIGMA-System des deutschen Funkverkehrs praktisch nicht zu knacken schien (mit Ausnahme einer Periode 1942, die bald durch Verkomplizierung des Codes ausgeglichen wurde) und die neuen, komplizierten wie effizienten U-Boot-Taktiken so funktionierten. 1943 kamen die in Bletchley Park versammelten Mathematiker und Ingenieure der Entschlüsselung jedoch extrem nahe. Gleichzeitig wurde das Sonar- und Radarsystem erheblich verbessert und die Lücke in der Luftüberwachung endgültig geschlossen. Im "Schwarzen Mai" 1943 verlor die Marine mit 43 U-Booten rund 25% ihrer Gesamtstärke. Großadmiral Dönitz erklärte die Schlacht im Atlantik deswegen effektiv für verloren. Tatsächlich war es den deutschen U-Booten ab diesem Zeitpunkt kaum mehr möglich, starke Schläge gegen die Royal Navy durchzuführen. Der Fluss des Nachschubs von den USA nach Großbritannien war damit sichergestellt.

Im Mai endete auch der Afrikafeldzug. Trotz einiger taktischer Erfolge Rommels, besonders am Kasserinenpass in Tunesien, erwies sich die Überlegenheit der Alliierten als zu drückend. Von Westen her drängten die amerikanischen, britischen und französischen Truppen der Operation "Torch" an, von Osten her Montgomerys 8. Armee. Das Afrikakorps wurde deswegen teilweise evakuiert; bei der Kapitulation von Tunis aber fielen immer noch fast 300.000 gut ausgerüstete und erfahrene Soldaten in die Hände der Alliierten, die den Achsenmächten später bitter fehlen sollten. Direkt am Anschluss an dieses Desaster begannen die Alliierten mit der Vorbereitung des Unternehmens "Husky", der Landung in Sizilien, wodurch Stalins Drängen auf die Eröffnung einer zweiten Front in Europa endlich entsprochen werden sollte. Die Wehrmachtsführung wollte die strategische Sommeroffensive in Russland, die sich auf die russische Frontausbuchtung bei Kursk richten sollte, unbedingt vor dieser Invasion durchführen, doch Hitler verzögerte die Operation beständig. Er hatte ohnehin Zweifel daran, dass das Unternehmen "Zitadelle" gelingen könnte, und vertraute nicht auf die Zusicherungen der Generäle, dass man mit einem frühen Angriff die Rote Armee unvorbereitet treffen könnte.

Tiger-Kampfpanzer beim Vorstoß auf Kursk
Vielleicht wäre das tatsächlich möglich gewesen. Als der Angriff am 12. Juli dann begann, hatte die Invasion der Alliierten in Sizilien bereits seit zwei Tagen begonnen. Die russischen Truppen waren bestens vorbereitet. Bislang war die Taktik ihrer kleinen Kampfeinheiten der der Wehrmacht klar unterlegen gewesen, ebenso die Qualität der Ausrüstung und die Höhe der Moral. Auch strategisch hatten die sowjetischen Generalstäbe vieles erst auf blutige Weise lernen müssen, was die Deutschen bereits seit 1941 anwandten. Bei Kursk aber waren die meisten dieser Nachteile aufgeholt. Die Panzer der Roten Armee standen ihren deutschen Gegenern in nichts nach, die Panzerabwehr war gut, die Moral hoch und Material reichhaltig vorhanden. Die Frontausbuchtung war zu einer riesigen Panzerabwehrstellung ausgebaut worden. Als die Deutschen ihren Angriff begannen, war das Ergebnis ein blutiges Feststecken und Kampf um jeden Meter. In der größten Panzerschlacht der Geschichte verloren sie über 50.000 Mann und rund 300 Panzer. Auch die Luftwaffe erlitt schwere Verluste. Zu allem Überfluss büßte die Wehrmacht auch im Norden weiter an Boden ein. Ihr Rückgrat war nach Kursk gebrochen. Nie wieder sollte sie in der Lage sein, eine Offensive von vergleichbarem Ausmaß zu starten. Die Rote Armee hatte das Heft des Handelns an sich gerissen. Bis zum Dezember fielen jeweils die östliche Hälfte Weißrusslands und der Ukraine zurück an die Sowjetunion, die ihre Verluste durch Einziehung der dortigen Bevölkerung ausglich.

Im Gegensatz zu 1941, wo die deutschen Invasoren noch allerorten als Befreier vom stalinistischen Joch begrüßt worden waren, war das nun auch problemlos möglich. Nachdem sich die Hoffnungen von Weißrussen und Ukrainern zerschlagen hatten und die Deutschen mit ihrer Versorgungspolitik der Ernährung aus dem Land Millionen dem Hungertod preisgegeben hatten, erschien Stalin deutlich als das kleinere Übel. Zwischen 1941 und 1944 nahm die Partisanentätigkeit besonders in Weißrussland dramatisch zu. Stalin nutzte die Situation, indem er reguläre Rotarmisten mit starker Indoktrination der sowjetischen Propaganda einsickern ließ, die die örtlichen Partisanen unterstützten. Die brutalen Gegenmaßnahmen der Deutschen mit ihren Geißelerschießungen fachten den Hass nur noch weiter an. Erst in Polen sollten die Sowjets auf eine ihnen eher feindlich gesinnte Bevölkerung stoßen - die allerdings die Deutschen mindestens genausosehr hasste.

Kanadier auf Sizilien
Die Landung der Alliierten in Sizilien indessen war ein voller Erfolg gewesen. In nur sechs Wochen eroberten sie die Insel und bereiteten die Invasion Italiens selbst vor. Mussolini stürzte über diese Entwicklung, wurde abgesetzt und interniert. Im September begann die Landung auf dem Festland, der direkt ein Waffenstillstand mit Italien folgte. Die italienischen Generäle, die diesen Waffenstillstand verhandelt hatten, kommunizierten ihn jedoch nicht mit ihren Untergebenen, teilweise auch nur mangelhaft mit sich selbst, so dass er bei seiner Ankündigung über alliierte Radios Chaos hervorrief. Die Wehrmacht reagierte schnell, internerierte ihre bisherigen Verbündeten wo sie sie antraf und besetzte Italien. Verteidigungsanlagen wurden ausgebaut, während die Alliierten ihren langsam Vormarsch von Süden her begannen. Sie hatten, wie sie bald erkennen mussten, das Terrain deutlich unterschätzt. Schwierige Gebirge und plötzlich anschwellende Flüsse machten viele Pläne zur Makulatur. Es war absehbar, dass nicht einmal Rom noch 1943 würde eingenommen werden können, geschweige denn ein Durchbruch nach Norditalien und Deutschland hin erzielt werden könnte. Die Deutschen konnten den alliierten Vormarsch hier mit einer vergleichsweise geringen Anzahl Truppen aufhalten.

Der unbefriedigende Fortgang der alliierten Invasion ließ Stalin seine Forderung nach Eröffnung einer zweiten Front in Europa noch entschiedener vortragen. Churchills Idee, eine weitere Invasion auf dem Balkan zu starten und so die Deutschen von Osten her anzugreifen ("der weiche Unterleib Europas"), möglicherweise den Sowjets so auch den Weg versperrend, fand wenig Anklang bei Roosevelt. Auf der ersten gemeinsamen Konferenz der "Großen Drei" in Teheran im Winter 1943 einigten sie sich darauf, im Mai 1944 die Invasion in Frankreich zu beginnen. Gleichzeitig sollte Stalin eine Offensive gegen die deutschen Truppen starten. Das bereits in Casablanca festgelegte Kriegsziel der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands und das Verbot eines Separatfriedens irgendeiner alliierten Macht - Stalins Lieblingsdrohmittel - wurden noch einmal formal bekräftigt. Die Einigkeit der drei Alliierten Großmächte war damit hergestellt und gesichert. Gleichzeitig aber konnte Goebbels die Forderung nach der bedingungslosen Kapitulation propagandistisch ausschlachten und zur Einigung Deutschlands nutzen, die den deutschen Widerstand gegen den alliierten Vormarsch bis "fünf nach zwölf" verlängern würde.

Russischer Raketenwerfer "Katjuscha" 1944
Die gewaltigen russischen Gebietsgewinne des Jahres 1943 im Süden, die die Wehrmacht über ihre Ausgangsstellungen vom Sommer 1942 hinaus warf, ließen Hitler und die Wehrmachtsführung annehmen, dass der nächste russische Vorstoß ebenfalls im Süden erfolgen würde, um den Balkan und die osteuropäischen Verbündeten Hitlerdeutschlands zu erobern. Während des Winters 1943/44, in dem eine weitere russische Offensive stattfand, die unter anderem Kiew befreite, verstärkte man deswegen besonders die ukrainischen Truppen. Hier, in der "Kornkammer Europas", erwartete man den Schlag einer Sommeroffensive der Sowjetunion. Tatsächlich sammelte die Rote Armee eine unglaubliche Menge an Soldaten und Material für die Sommeroffensive an, über 2,5 Millionen Mann, jedoch sollten diese nicht die Ukraine angreifen. Das Ziel war stattdessen Weißrussland, die bedenklich entblößte "Heeresgruppe Mitte", die 1941 noch den Angriff auf Moskau vorgetragen hatte. Bis Mai 1944 wurden riesige Teile Südosteuropas inklusive der Krim von der Roten Armee zurückerobert und die Belagerung von Leningrad aufgehoben.

Gleichzeitig war aber auch klar, dass irgendwann im Frühsommer ein alliierter Versuch unternommen werden würde, in Frankreich zu landen. Selbst den miserablen deutschen Geheimdiensten konnte nicht entgangen sein, dass in Großbritannien eine riesige Landearmee zusammengezogen wurde. Man erwartete die alliierte Offensive im Bereich des Point du Calais, gegenüber Dovers, wo der Kanal nur 30km breit war und die Fährnisse einer Überfahrt über den Kanal mit den kaum seetauglichen Landungsbooten am besten beherrscht werden konnten. Dort waren auch die deutschen Befestigungen am stärksten. Seit 1942 war die gesamte Atlantikküste von den Pyränen bis Dänemark mit einer Reihe von Befestigungen überzogen worden, die als "Festung Europa" jeden alliierten Vorstoß abwehren sollten. In Frankreich selbst waren die Befestigungen in unterschiedlichen Graden der Fertigstellung begriffen, am stärksten in Calais, am schwächsten in der Normandie. Bei Caen, an einer von den deutschen Planern kaum erwarteten Stelle, sollte die Landung stattfinden.

Atlantikwall-Befestigung bei Cherbourg
Militärisch war die Lage im Frühsommer 1944 für das Reich düster. Die Rote Armee hatte ein riesiges Übergewicht an Truppen und Material angesammelt und die Schwächen, die die deutschen Anfangserfolge ermöglicht hatten, überwunden. Mit Ausnahme der taktischen Ebene der kleinen Einheiten waren die Rotarmisten der Wehrmacht ebenbürtig. Neun von zehn deutschen Soldaten standen im Osten den Truppen Stalins gegenüber. Der Rest verteilte sich auf den Balkan (wo eine stetig wachsende Partisanenbewegung in Zaun gehalten werden musste, die sich allmählich unter dem kommunistischen Führer Tito sammelte, dessen Unterstützung durch die Alliierten einer der Verhandlungserfolge Stalins in Teheran gewesen war), auf Italien und auf die lange Bunkerkette des "Atlantikwalls" der "Festung Europa". Die Luftwaffe war nicht in der Lage, das Reich vor den immer häufigeren und schwereren Bomberangriffen der Alliierten zu schützen, und es gab nicht mehr genügend Soldaten, um sie den riesigen alliierten Armeen entgegenzuwerfen. Die ohnehin stets angespannte Nachschubsituation wurde durch den Verlust der Luftherrschaft, den Verlust der rumänischen Ölfelder und den Verbrauch aller Reserven bis zum Zerreißen gedehnt.

Es ist an diesem Punkt unumgänglich, sich mit dem alliierten Bombenkrieg zu beschäftigen. Zur Zeit des britischen Europakriegs bis zum Kriegseintritt der USA hatte er vorrangig Moral stärkende Intention. Das Bombadieren deutscher Städte sollte zeigen, dass Großbritannien noch immer kämpfte und die Moral der eigenen Bevölkerung heben. Der Dolittle-Raid der USA auf Tokio 1942 hatte ähnliche Auswirkungen. Die Wirkung der Angriffe auf Deutschland war vernachlässigbar. Mit Ausweitung des Krieges auf die Sowjetunion und dem Engagement der Amerikaner wurde der Bombenkrieg ein probates Mittel, um gegen Deutschland zu kämpfen, ohne das Risiko einer Landung einzugehen. Man hoffte, die Industrie schwer treffen und die Bevölkerung demoralisieren zu können. Es handelt sich allerdings um ein kaum auszurottendes Vorurteil, dass der Bombenkrieg die Verluste minimieren sollte: diese waren unter den Bomberpiloten extrem hoch. - Die deutsche Luftabwehr war bis 1943/44 noch so effizient, dass die Briten keinerlei Tagangriffe mehr fliegen wollten und die Bomben stattdessen nachts über Deutschland abwarfen, wodurch jeder Versuch, gezielt die Industrie treffen zu wollen, endgültig zur Farce verkam. Die Amerikaner ihrerseits flogen Tagangriffe in solcher Höhe, dass die deutsche Abwehr sie ebenfalls kaum erreichte - ebenfalls zulasten der Treffsicherheit.

Air Marshal Arthur Harris
Man muss fairerweise sagen, dass eine allzugroße Präzision auch nie angestrebt wurde. Besonders Arthur Harris auf englischer und Curtis Le May auf amerikanischer Seite entwarfen die gesamte Strategie des Flächenbombardements von zivilien Ansiedlungen. Sie perfektionierten den Massenmord aus der Luft, indem mit Luftminen erst die Dächer weggesprengt wurden, damit die folgenden Brandbomben umso mehr Schaden anrichteten. Der "Feuersturm", der daraus resultierte, kostete tausende von Menschen das Leben und zehntausende ihr Heim. Den Bombern gelang es allerdings nie, die deutsche Wirtschaft nachhaltig zu schwächen (im Gegensatz zu Japan, wo die Strategie mehr Erfolg hatte), und der Widerstandswille der deutschen Bevölkerung wurde wenn nicht gestärkt so doch zumindest durch eine grimmige Resignation ersetzt. Eine Demoralisierung, die zum Sturz des Regimes führte, entstand jedenfalls nicht. Stattdessen machten sich die Alliierten nach ihren eigenen Maßstäben der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. Erst in den letzten Zügen des Krieges gegen Japan stellten die Bomberplaner fest, dass Angriffe auf das Schienennetz eines Landes wesentlich effizienter waren - aber da war der Krieg in Deutschland bereits vorbei. Dies soll trotzdem kein Versuch sein, mit dem Finger auf die Alliierten zu zeigen. Sie waren in einen erbarmungslosen Krieg gegen eine Nation verstrickt, die diese Methoden der Kriegführung selbst eingeführt hatte und erst durch die totale Niederlage gebrochen werden konnte. Unter diesen Umständen ist niemand zimperlich, und die Alliierten erwiesen sich später im Vergleich zu den Soldaten der Wehrmacht als reine Engel.

Am 6. Juni, nach mehreren wetterbedingten Verzögerungen, fand die Invasion in der Normandie endlich statt. Die deutsche nachrichtendienstliche Abwehr hatte erneut auf ganzer Linie versagt; die Truppen in der Normandie waren völlig unvorbereitet, und auch entland des Atlantikwalls in Calais war keine Alarmbereitschaft ausgegeben worden. Obwohl die landenden Truppen anfangs weniger Land eroberten als ursprünglich geplant, etablierten sie schnell einige Brückenköpfe und schufen eine zusammengehörige Zone, von der aus sie nach Frankreich vorstoßen konnten. Hier zeigt sich erneut die gewaltige Leistungsfähigkeit besonders der amerikanischen Nachschubplaner, die komplette schwimmfähige und versenkbare Docks ("Mulberrys") mitgebracht hatten. Über diese Docks konnte Nachschub in den kritischen ersten Wochen herangeschafft werden. Der Wehrmacht wurde so jede Chance genommen, die Invasoren "zurück ins Meer zu werfen", wie Hitler immer wieder befohlen hatte. Eine gleichartige deutsche Leistung bei einer Invasion Großbritanniens ist schlechterdings unvorstellbar. Tatsächlich würde der erste ernsthafte Nachschubengpass die Amerikaner erst etwa auf der Höhe von Verdun treffen - mehrere hundert Kilometer im französischen Kernland.

Deutsche Gefangene in Minsk, 1944
Letztlich entscheidender als "Overlord", die Landung in der Normandie, sollte die sowjetische Sommeroffensive mit Codenamen "Bagration" sein, die am 22. Juni 1944 begann. Mit etwa 3,5facher Überlegenheit an Männern, zwanzigfacher Überlegenheit an Panzern und Artillerie und siebenfacher Überlegenheit an Flugzeugen griff die Rote Armee die Heeresgruppe Mitte in Westrussland an. Die Attacke kam völlig überraschend. "Bagration" war die erste Umsetzung der neuen sowjetischen Tiefen-Doktrin, die einen Vorstoß tief ins Land des Feindes vorsah. Das strategische Ziel war der Vistula-Fluss in Polen und dessen Hauptstadt Warschau. Die Offensive war ein riesiger Erfolg. Die Heeresgruppe Mitte hörte effektiv zu bestehen auf, die Wehrmacht wurde gebrochen und auf ganzer Breite der Front zum Rückzug gezwungen. Warschau war im August in Sichtweite der Spitzen der Roten Armee.

Im Sommer 1944 war die militärische Lage des Reiches endgültig aussichtlos. Große Teile Nordfrankreichs waren bereits an die Alliierten gefallen, Rom stand vor dem Fall, die Rote Armee stand in Polen und weite Teile des Balkans sowie Osteuropas waren der deutschen Kontrolle entzogen. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass das Reich den Krieg verlieren würde. Die Frage war eigentlich einzig, wie lange es würde aushalten können. Diese Erkenntnis ging nicht an allen spurlos vorüber. Im Juli 1944 hatte sich eine Bewegung von Adeligen und Militärs formiert, die Hitler ermorden und dann in Friedensverhandlungen mit den Alliierten treten wollten. Ihr Versuch einer Ermordung Hitlers scheiterte. Die Rache des "Führers" war gnadenlos. Nach dem 20. Juli 1944 war das Militär endgültig in seiner Hand, jeglicher Versuch unabhängigen militärischen Rates unmöglich. Deutschland taumelte propagandistisch aufgeheizt und von Todesfurcht vor den Siegern erfasst auf den Untergang zu.

Die Serie "Der Zweite Weltkrieg" besteht aus fünf Teilen:
Teil 1: Der Weg in den Krieg
Teil 2: Der europäische Kriegsschauplatz 1939-1941
Teil 3: Der pazifische Kriegsschauplatz von 1941-1944
Teil 4: Der europäische Kriegsschauplatz 1941-1944
Teil 5: Das Ende

Literaturhinweise:
Mark Mazower - Hitlers Imperium
Norman Davies - Die große Katastrophe. Europa im Krieg 1939-1945
Rainer F. Schmidt - Der Zweite Weltkrieg
Janusz Piekalkiewicz - Der Zweite Weltkrieg
Niall Ferguson - Krieg der Welt
Sebastian Haffner - Anmerkungen zu Hitler
Richard J. Evans - Das Dritte Reich: Krieg
John Keegan - Der Zweite Weltkrieg
GEO Epoche Zweiter Weltkrieg Teil 2

Bildnachweise: 
Taifun - Gebauer (CC-BY-SA 3.0)
Torch - W. Wolny (gemeinfrei)
Vormarsch -  Herber (CC-BY-SA 3.0)
Algier -  US Archive (gemeinfrei)
Stalingrad - unbekannt (CC-BY-SA 3.0)
U-Boot - Crew of PB4Y-1 107-B-12 of VB-107 (gemeinfrei)
Tiger - Henisch (CC-BY-SA 3.0)
Kanadier - National Archives of Canada (gemeinfrei)
Katjuscha - Tadeusz Burakowski, Aleksander Sala (gemeinfrei)
Cherbourg - US Army (gemeinfrei)
Harris - unbekannt (gemeinfrei)
Gefangene - Russian State Archive (gemeinfrei)

13 Kommentare:

  1. Ein kleiner Hinweis zur Landung in der Normandie. Es war nicht so, dass die deutsche Abwehr völlig versagt hätte, die Landung rechtzeitig zu erkennen und die deutschen Truppen zur Abwehr richtig in Position zu bringen.

    Es war so, dass der deutsche Widerstand dafür gesorgt hatte, dass die angloamerikanische Landung möglichst unbehindert erfolgen konnte. Dazu gehörte das Gerücht einer weiteren Landung bei Calais und dass die wesentlichen Offiziere am D-Day alle bei einer Feier fern ihrer Truppe waren und so weiter. Man erhoffte sich von der Hilfe eine Verhandlungsmöglichkeit mit den Allierten im Zusammenhang mit dem geplanten Anschlag vom 20. Juli.

    Der Dank der Angloamerikaner war die öffentliche Diffamierung des deutschen Widerstands zum 20. Juli in Presse und Radio und der Verrat der Namen einiger Beteiligter.

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  2. Öhm...diese Geschichte ist mir völlig neu. Hast du da ne Quelle dazu?

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  3. ganz schöne tour de force :-)

    Einige Anmerkungen:
    Die gewaltigen Erfolge von Overlord und Bagration sind imho darauf zurückzuführen, dass beide Schlachten gleichzeitig stattfanden. Dadurch konnte die Whrmachtsführung keine Schwerpunkte bilden und beide Fronten litten andauernd unter Personal- und Materialmangel.
    Zu erwähnen wäre noch, dass Overlord nicht der lustige Spaziergang war, als der er gerne angesehen wird (ÄTZ: RICHTIGE Männer kämpfen bekanntlich nur im Osten...) mit beiderseitigen Verlusten von jeweils über 200 000 Mann, der Zerschlagung des praktisch gesamten Westheeres und dem Vordringen bis Belgien und die Vogesen bis September war es auch in den Auswirkungen mit dem Erfolg von Bagration vergleichbar.
    jedenfalls war mit Overlord (+Dragoon) zusammen mit Bagration der Krieg militärisch für Deutschland endgültig verloren.

    Zum Bombenkrieg:
    Der Bombenkrige hatte mehrere Auswirkungen:
    1. Mit der Bombardierung der Hydrierungswerke ging D langsam der Treibstoff aus.
    2. Die Verlagerung der Industrie in verbunkerte Fertigungsbetriebe verursachte endlose Verzögerungen in der Produktion.
    3. Durch die dauernden Bombenangriffe wurden zum einen wertvolle Resourcen in die Luftabwehr umgeleitet, (Ein Flakgeschütz in der Heimat steht nicht an der Ostfront) zum anderen musste sich die Luftwaffe zum Kampf stellen und wurde durch den Einsatz von Fernjägern besiegt. dadurch hatten sowohl die Alliierten als auch die Soviets die absolute Luftherrschaft über den Schlachtfeldern.
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    (Quellen: Beevor und Overy)

    @Keynesianer:
    Also deine Quelle würde mich echt mal intressieren.

    LG
    Mike

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  4. Overlord:
    Die Landung selbst war für die Alliierten nicht sonderlich verlustreich; der schlimmste Strand, Omaha, bescherte den USA 2000 Mann Verluste. Ingesamt verloren sie bei Overlord kaum 5000 Mann. Da die USA im gesamten WKII "nur" 250.000 Tote zu beklagen hatten und etwa die Hälfte im Pazifik fiel, sind deine Verlustzahlen sicherlich zu hoch gegriffen. Overlord war keinesfalls ein Spaziergang, und für die beteiligten Soldaten ein genauso schlimmer Kampf wie jeder im Krieg - an der Ostfront waren die Dimensionen aber einfach andere und, ja, der Kampf noch härter.

    Bombenkrieg:
    Sicherlich, aber die Ressourcen, die besonders GB ins strategische Bombardement steckte, hätten anderswo (vor allem Panzer- und Schiffbau) mehr Effekt gehabt. Letztlich war es ein Fehlschlag, anders als gegen Japan (wo aber der Hauptteil auch von U-Booten verursacht wurde).

    Meine Quellen sind ja angegeben :)

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  5. Hi Stefan: Als Verluste habe ich nicht nur die Toten, sondern auch die Verwundeten mit angegeben. Dadurch erklärt sich zum einen die Diskrepanz.

    Zum anderen habe ich für "Overlord" etwas weitergehend verwendet, nämlich den Gesamtplan mit dem Vorstoß bis zur Seine (Also die gesamte Normandieschlacht). Und das war wohl die verlustreichste Schlacht im Westen, da sich die US Truppen zunächst in der Bocage festfraßen, während die Briten + Commonwealth + Polen bei Caen gegen die geschickte Deutsche Abwehr nicht weiterkamen.

    Zum Bombenkrieg... Tja... über die Frage ob der Bombenkrieg nun militärisch sinnvoll war oder nicht, kann man tonnenweise Bytes vergiessen und Regalmeterweise Literatur durchwälzen. Meine Meinung dazu ist gespalten. Die Moral der Zivilbevölkerung wurde jedenfalls nicht gebrochen. Spätestens ab der Verfügbarkeit der Langstreckenjäger war auch das Nächtliche Flächenbombardement relativ sinnlos, und man hätte sich eher auf Infrastruktur und Schlüsselindustrien konzentrieren sollen, was wohl noch effizienter gewesen wäre.
    Dass die Deutsche Luftwaffe bei der Verteidigung des Reiches gegen die Bomber zerschlagen wurde, ist meiner Meinung nach der wichtigste Effekt der Bombardierung gewesen.

    Mike

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  6. Wenn Ihr meinem Link folgt, dann findet Ihr zuerst einmal die Quellen dafür, dass die Große Depression absichtlich verursacht wurde. Leider ist das ein ganz anderes Thema, aber bei dem bin ich halt gerade.

    Die Links zu diesem Thema werde ich später nachliefern. Vielleicht mache ich da gleich etwas für meine eigene Website draus. Das dauert aber, weil ich nicht einfach den nächstbesten Systemhistoriker als Quelle angeben kann, sondern da erst einmal wieder selber die Teile des Geschehens zusammensuchen muss. Also bitte etwas Geduld.

    In der Zwischenzeit könntet Ihr ja einmal meine Thesen zur Großen Depression mit den Geschichten vergleichen, die unsere Systemhistoriker so erzählen. Aber Vorsicht: meine Version kostet den Job, die Karriere oder gar den Kopf!

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  7. Yeah, right, du bist ein Held der modernen Geschichtsschreibung. Zukünftige Generationen werden dir Denkmäler setzen.

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  8. Keynesianer....
    danke für die Auskunft, ich fühle mich in meiner Ansicht bestärkt.
    ist immer wieder toll, was man so im Netz finden kann.

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  9. Könnten bitte die Hobbyhistoriker hier mal aufhören abartigen Blödsinn zu verzapfen. Ich hab das Mass langsam voll. Jeder Idiot glaubt, er könnte ohne Referenzen in einer seriösen Wissenschaft rumpfuschen. Ich bin Hobby-Hirnchirurg. Möchte jemand operiert werden?

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  10. Bei der moralischen Beurteilung des alliierten Bombenkrieges sollte man folgendes nicht vergessen:

    a) Er war - im Ggs. zu den Massenmorden der Nazis - letztlich doch einer gewissen Ratio unterworfen. Es sollte nicht nur die Moral der Bevölkerung gebrochen werden, sondern auch die Infrastruktur zerstört und Rüstungsarbeiter(innen) - so scheußlich es klingt - "ausgeschaltet" werden.

    b) Der erste wirkliche Terrorangriff ohne jeden militärischen Nutzen wurde am 1. Sept. 39 von der deutschen Luftwaffe auf das polnische Städtchen Wieluń geflogen:
    http://www.welt.de/die-welt/politik/article4444964/Das-Kriegsverbrechen-von-Wielun.html
    http://de.wikipedia.org/wiki/Wielu%C5%84

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  11. Sorry, aber der Autor hat keine Ahnung. Will jetzt keine Endlosliste der Fehler und Unsauberkeiten aufzählen, hier nur einige Beispiele:

    In Afrika waren mehr als die Hälfte der Soldaten Italiener, diese waren weder gut ausgerüstet und auch nicht sonderlich kampfstark (gut ausgebildet).
    Sämtliche Quantitätsangaben zur Schlacht um Kursk sind falsch bzw. veraltet, ein Blick in wikipedia hätte die neueren Angaben finden lassen.
    Von Dover nach Calais sind es 33-34 km.
    Die Bombardierung der Industrie durch die britischen Bomber war keine "Farce" sondern vielmehr nicht beabsichtigt. Stattdessen hieß die Strategie seit 1942
    "Moral Bombing" also Zerstören der Wohnquartiere der deutschen Städte.
    Falscher zeitlicher Zusammenhang im letzten Abschnitt.
    Rom wurde Anfang Juni 1944 befreit, Norfrankreich im August, Balkan im Herbst. Es kann also nicht sein, dass Rom vor dem Fall steht, aber der Balkan schon befreit ist...

    etc...

    Dieser Artikel stiftet mehr Verwirrung als Wissen.

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    1. - Wo schreibe ich denn dass die Italiener nicht da waren?
      - Kursk korrigiert, danke. Ich hatte Wikipedia benutzt, vielleicht wurde das mittlerweile aktualisiert.
      - Dover-Calais korrigiert.
      - Bombardierung ist mir klar; ich wollte nur noch mal deutlich machen, dass das durch die Taktik ohnehin nicht möglich war - quasi der Beleg für die, die das nicht glauben wollen.
      - Zum zeitlichen Ablauf: da steht auch nicht "Balkan befreit" sondern "Balkan Kontrolle entzogen": die Deutschen haben noch gekämpft, aber sie konnten das Land nicht mehr nutzen, wie sie das bisher getan hatten.

      Mea culpa wegen der falschen Zahlen, aber ich glaube, der Artikel stiftet immer noch mehr Wissen als Verwirrung. ;)

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